Im Frühjahr 2018 beschlossen wir mit den “Friends and Colleagues of Fertans” 1, einmal über einem gemeinsamen Geigenmodell achtzehn individuelle Geigen zu bauen. Wir vereinbarten, alle persönlichen Überlegungen und Erfahrungen im Bau zu dokumentieren, um später Einblicke in die künstlerischen Entscheidungsprozesse geben und bekommen zu können.
Francois Denis2 zeichnete uns ein klassisch-proportionales Modell, das zwar den Umriss vorgab, das mit individuellen Ecken, Rändern, Wölbungen und Schnecken jedoch zu einem individuellen Meisterwerk ausgebaut werden konnte.
Die hier abgebildete Geige wurde von Susanne über diesem FCF- Formbrett im Frühjahr 2020 gebaut:
Dieses FCF- Formbrett wurde also im Jahr 2018 20-fach exakt gleich gefertigt und an alle Mitglieder unser Arbeitsgruppe ausgegeben. Alle beteiligten Geigenbauer waren inspiriert von dieser klassisch anmutenden Form, auch wenn jeder anders damit umging: Im Mai 2019 trafen wir erneut in Fertans zusammen und wir konnten 18 unterschiedliche Geigen bestaunen, die jedoch irgendwie verwandt waren...
Nach eindringlicher Nachfrage lüftete François Denis, der ebenfalls Mitglied unserer Arbeitsgruppe ist, sein “Geheimnis” um die Herkunft der Form:
Er erzählte uns, dass die Inspiration für dieses Modell von dem Formbrett “MS1062” aus dem Stradivari-Museum in Cremona komme: eine alte klassische Innenform, die eindeutitig auf das 17. Jahrhundert datiert wird, die aber nicht der Stradivari-Werkstatt zugeschrieben werden kann.
François hatte diese Form begutachten und vermessen können und hat sie dann für uns in klassischer Zeichenweise mit ganzzahligen Proportionen und Zirkelschlägen nachgezeichnet. Wir waren also die ersten Geigenbauer, die nach mehr als 300 Jahren wieder nach dieser Form arbeiteten! Die Abmessungen und Proportionen weisen in Richtung Amati, in unseren Geigen waren jedoch auch Anklänge an frühe Stradivari-Geigen, an Ruggieri und an Guarneri bemerkbar...
Hier der Bericht von Francois zur Entstehung der Formbretts:
Im Dezember 2019 wurden dann alle beteiligten Geigen in einer Ausstellung an der Universität für Musik (mdw) in Wien präsentiert, öffentlich gespielt und hinterher für eine Woche in einem PopUpShop in der Wiener Alpenmilchzentrale Geigern zum Ausprobieren zur Verfügung gestellt.
Da das Akustik-Department der mdw Wien großes Interesse an unserem Versuch zeigte, wurden sämtliche Instrumente hinterher noch im schalltoten Raum der mdw akustisch vermessen. Einen großen Dank an Prof. Winfried Kausel, der die Messungen initiert hat, wir sind gespannt, was dort herauskommt!
Für alle Kollegen, die an der MS-1062 - Form interessiert sind, gibt es hier den kompletten Artikel von François Denis auf GoogleDrive:
Anmerkungen:
1) Fertans ist ein abgelegenes Örtchen im französischen Jura, wo Bernard Michaud eine Tonholz-Sägerei und eine Werkstatt betreibt. Siehe auch → über das Fertans - Meeting
2) François Denis ist Geigenbauer in Angers und Verfasser des Buches "Traité de lutherie", das grundlegende Einsichten in klassische Zeichenmethoden gibt.
siehe → www.traitedelutherie.com
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